Warum braucht der Einkauf von Individualsoftware neue Kriterien bei der Lieferantenqualifikation? - Cape Of Good Code

Geschrieben von Egon Wuchner | 27.01.22 11:50

Digitalisierung führt zu volatilen Produktvorgaben beim Einkauf. Qualität und Architektur des Codes müssen zukunftsfähig bleiben. Neue Abnahmekriterien und Qualitätsmetriken sind nötig.

Der allgegenwärtige Trend zur Digitalisierung entspringt dem Wunsch einer intelligenten Automatisierung von Prozessen und Dienstleistungen. Intelligenz ist in diesem Sinne die Fähigkeit zur eigenständigen Anpassung dieser Prozesse und Dienstleistungen durch den Einsatz geeigneter Technologien. Das Rückgrat dieser Fähigkeit ist dabei stets eine Software, die diese Informationen und Prozessdaten (wie z.B. bei IoT-Anwendungen) verarbeitet und entsprechende Veränderungsimpulse mittels geeigneter Algorithmen ableitet und ausgibt.

Durch den Trend zur großflächigen Digitalisierung müssen sich viele Unternehmen intensiv mit dem Thema Softwareentwicklung auseinandersetzen. Selbst wenn man dabei auf den Aufbau eigener Software Engineering Kompetenz setzt, ist die Dynamik der Digitalisierung so hoch, dass häufig zusätzlich noch spezialisierte Lieferanten für die Softwareentwicklung eingesetzt werden müssen. Durch die besonderen Eigenheiten von Software, sowohl bei der Spezifikation seiner Eigenschaften, als auch bei der Abnahme, ist das für eine Einkaufsabteilung und die beteiligten Stakeholder eine besondere Herausforderung.

Bei der Beschaffung von nach eigenen Vorgaben entwickelter Software sind folgende Aspekte zu beachten:

  • Produktvorgaben können, müssen und werden sich im Laufe der Entwicklungszeit ändern. Dabei können auch die zunächst klaren Verantwortungsabgrenzungen zwischen Lieferant und Auftraggeber zunehmend verschwimmen.
  • Damit hat jede proprietäre Software einen volatilen Charakter und muss ständig weiterentwickelt werden. Darauf müssen die Codebasis und die Lieferantenbeziehung ausgelegt sein.
  • Ob die Softwareentwicklung im Plan liegt, ist schwierig durch den Auftraggeber ohne Zugriff auf die Interna der Entwicklung des Lieferanten (das schließt den Code mit ein) zu ermitteln.
  • Ob die Qualität und Architektur zukunftsfähig ist, ist generell auch mit Fachexpertise ohne geeignete Werkzeuge nur schwer zu ermitteln.
  • Es gibt spezielle software-basierte Tools wie DETANGLE®, die eine minimal-invasive Analyse dieser komplexen Fragestellungen ermöglicht und die notwendigen Einsichten und Antworten liefert.

Daraus ergeben sich wiederum weitere Fragen:

  • Wie stellt man sicher, dass ein Lieferant seine Software über viele Jahre und mit normalem Aufwand an zukünftige Anforderungen anpasst? Das ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine bei der Vertragsgestaltung.
  • Was sind die Abnahmekriterien und nach welchen Metriken erfolgen die Aufwandsabschätzungen, damit die Weiterentwicklungen nicht zur Qualitäts- und Kostenfalle werden? Und akzeptiert ein Lieferant diese Kriterien und Metriken als Vertragsbestandteile?
  • Welche Konsequenzen kann und sollte man bei problembehafteten Leistungen ziehen?

Bild 1: Individualsoftware ist ein fluides Produkt mit volatilen Anforderungen. Der Einkauf benötigt bei Software-Dienstleistern neue ganzheitliche Konzepte für den gesamten Lieferanten-Lifecycle

Bild 1 zeigt beispielhaft, wie bei der Vergabe von Softwaredienstleistungen die internen Stakeholder (e.g. Entwicklung, Einkauf und Qualitätsmanagement) mit einem externer Software-Analyse Spezialisten im Beschaffungsprozess und im gesamten Lieferanten-Life-Cycle zusammenarbeiten können. Wir empfehlen dringend, dass sich Einkaufsabteilungen mit einer Software-Analyse Expertise ausstatten, zumindest in Unternehmen mit einer klaren Digitalisierungsroadmap. Es ist nicht auszuschließen, dass eine erfolgversprechende Digitalisierungsstrategie allein an einer  Beschaffung von wichtigen Softwareentwicklungen bei einem ungeeigneten Dienstleister scheitert.

In unserem nächsten Blog wollen wir einige der technologischen und organisatorischen Kriterien aufzeigen, die bei der Beschaffung von nach Vorgabe entwickelter Software für mehr Sicherheit sorgen, so dass Sie tatsächlich das von ihrem Lieferanten bekommen, was sie mit der Beauftragung beabsichtigt hatten.

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Bild: https://dribbble.com/shots/3986426-Sprichw-rtlich-Die-Katze-im-Sack-kaufen